Behandlungsschwerpunkte

Blasenschwäche (Harninkontinenz)

Als Harn- oder Urininkontinenz bezeichnet man den unfreiwilligen Abgang von Urin. Die Ursachen von Blasenschwäche können sehr vielseitig sein und bedürfen einer detaillierten Untersuchung. Neben älteren Menschen sind auch viele junge Frauen und Männer betroffen. Ihr tägliches Leben ist dadurch beeinflusst. Unterbrechungen der Nachtruhe führen zu ständiger Müdigkeit, Unwohlsein und Erschöpfung. Blasenschwäche führt oft auch zu psychischen Störungen wie Depressionen, Verlust des Selbstwertgefühls und Angsterkrankungen. Die Patient:innen haben Angst, die Kontrolle über ihre Blasenfunktion zu verlieren und eine Belastung für andere zu sein. Sie schämen sich, weil sie das Gefühl haben, nach Urin zu riechen. Dies führt zur Einschränkung der sozialen Beziehungen, zu Rückzug von Freunden, Familie und Partner. Nicht einmal die Hälfte der Betroffenen informiert einen Ärzt / eine Ärztin über das Leiden, obwohl in vielen Fällen geholfen werden kann.

Arten von Blasenschwäche

Belastungsinkontinenz

Ungewollter Urinabgang bei körperlicher Belastung wie Husten, Niesen, Bücken, Gehen. Meist liegt eine Schwäche des Harnröhrenverschlusses vor. Die Behandlung kann konservativ, zum Beispiel mit Physiotherapie oder Biofeedbacktherapie erfolgen. Darüber hinaus stehen verschiedene Operationsverfahren zur Verfügung. 

Dranginkontinenz (= überaktive Blase)

Häufiger nicht unterdrückbarer Harndrang (auch nachts) und / oder unfreiwilliger Abgang von Urin. Die Ursachen können vielfältig sein, manchmal findet man auch keine Ursache für die Beschwerden. Die Behandlung beinhaltet Physiotherapie, Reizstrombehandlung, Verhaltenstraining und die medikamentöse Therapie. Versagt die konservative Therapie, stehen auch minimal invasive Verfahren zur Verfügung.

Mischinkontinenz

Oft treten auch Mischformen aus Belastungs- und Dranginkontinenz auf. Diese bedürfen einer besonders gründlichen Diagnostik.

Extraurethralinkontinenz - Fisteln

Als Folge von Entzündungen, Operationen, Bestrahlungen oder Verletzung können in seltenen Fällen Verbindungen zwischen Blase/Harnröhre/Harnleiter und Scheide entstehen. Folge ist ein ständiger Urinabgang. Die Behandlung ist in der Regel eine operative Therapie, die häufig interdisziplinär durch Experten verschiedener Fachrichtungen aus Gynäkologie Urologie und Chirurgie durchgeführt wird.

Stuhl- und Windinkontinenz (Stuhlhalteschwäche), Darmentleerungsstörung (Verstopfung)

Unter Stuhlinkontinenz versteht man den unfreiwilligen Abgang von Stuhl oder Winden (Furzen). Sie entsteht durch die Unfähigkeit des Anus, den Enddarm nach außen abzudichten. Die Darmentleerungsstörung macht sich oft durch eine chronische Verstopfung mit Völlegefühl bemerkbar.

Beide Erkrankungen haben vielfältige Ursachen – zum Beispiel muskuläre Schwächen im Bereich des Beckenbodens, Senkungen des Enddarms, Defekte oder Verletzungen der Schließmuskulatur, Fisteln und neurologische Erkrankungen. Die Therapie muss für jeden Betroffenen individuell festgelegt werden.

In der Behandlung der Stuhl- und Windinkontinenz sowie der Darmentleerungsstörungen kommen konservative Maßnahmen wie Ernährungsberatung, Physiotherapie, medikamentöse Therapie, Nervenstimulation und operative Behandlungskonzepte zum Einsatz.

Blasenentzündung/Harnwegsinfektion

Insbesondere beim wiederholten Auftreten von Harnwegsinfektionen (öfter als drei Mal pro Jahr) führt diese Erkrankung zur erheblichen Einschränkung der Lebensqualität. Da vielfältige Ursachen vorliegen können, sind umfangreiche Untersuchungen wichtig, um eine passende Therapie einleiten zu können.

Beckenbodenschwäche/Senkungsbeschwerden

Der Beckenboden schließt unsere Bauchhöhle nach unten hin ab. Er besteht überwiegend aus Muskulatur und Haltebändern. Tritt eine Schwäche des Beckenbodens auf, kommt es zum Absinken der im kleinen Becken liegenden Organe (Harnblase, Enddarm, Gebärmutter und Scheide). Ursachen können beispielsweise erbliche Veranlagung, Übergewicht, schwere körperliche Arbeit oder viele Schwangerschaften und Geburten sein.

Beschwerden sind:

  • Fremdkörpergefühl in der Scheide (Hervortreten von Gebärmutter oder Scheide)
  • Harn- und Stuhlinkontinenz
  • Blasen- und Stuhlentleerungsstörungen
  • Darmvorfall (Hervortreten des Darms aus dem After)
  • Wiederkehrende Harnwegsinfektionen

Die Therapie der Beckenbodenschwäche umfasst eine konservative Therapie mit Physio- oder Pessartherapie, bei der ein haltgebendes Hilfsmittel in die Scheide eingeführt wird. Häufig ist Senkungsoperation notwendig. Hat eine Patientin trotz Senkung keine Beschwerden, ist eine operative Therapie oft nicht notwendig. Eine vorbeugende konservative Therapie ist dann um so wichtiger, um das Fortschreiten der Senkung zu verhindern.