Patient Blood Management (PBM)

Häufige Blutabnahmen zur regelmäßigen und sorgfältigen Kontrolle der Blutwerte sind ein unverzichtbarer Bestandteil der meisten Krankenhausbehandlungen. Auch bei Operationen verlieren Patient:innen Blut und sind deshalb manchmal angewiesen auf Fremdblut. Bluttransfusionen beeinträchtigen aber den Heilungsprozess.

Wenn wir Sie operieren, berücksichtigen wir deshalb die Prinzipien des Patient Blood Management (PBM), sowohl bei der Vorbereitung Ihrer Operation, als auch während des Eingriffs selbst. Das PBM ist ein wissenschaftlich fundiertes Konzept zur Steigerung der Patientensicherheit durch Stärkung der körpereigenen Blutreserven. Darunter zählen auch eine Reihe von Vorkehrungen, die zu einem sparsamen Umgang mit Patientenblut und Blutkonserven führen.

Erhöhtes Infektionsrisiko

Der eisenhaltige rote Blutfarbstoff Hämoglobin bindet den Sauerstoff und ermöglicht so dessen Transport durch den Körper. Blutarmut erhöht das Infektionsrisiko, das Risiko für Nierenversagen nimmt zu, Krankenhausaufenthalte verlängern sich und das Sterberisiko, etwa durch Lungenentzündungen oder Infarkte, steigt. Von Bluttransfusionen – das kann als wissenschaftlich erwiesen angesehen werden - geht ein weit größeres Gesundheitsrisiko aus, als früher angenommen. Seit 2011 fordert die Welt-Gesundheits-Organisation (WHO) Maßnahmen, die gewährleisten, dass die zunehmend knapper werdende Ressource Blut in ausreichendem Maße zur Verfügung steht.

Die Anwendung im Krankenhausalltag beruht im Wesentlichen auf drei Maßnahmenbündeln, den drei tragenden Säulen des PBM:

  • Eine bestehende Blutarmut vor der OP behandeln
  • Während und nach der Operation den Blutverlust so gering wie möglich zu halten
  • eine Transfusion von Fremdblut nur unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung durchzuführen.

Anämie erkennen und behandeln

Im Rahmen der OP-Vorbereitung suchen wir gezielt nach Anzeichen einer Blutarmut und deren möglichen Ursachen. Mit Abstand am häufigsten (bis zu 80 Prozent der Fälle) ist ein Mangel an Eisen die Ursache für eine Anämie. Der Körper braucht Eisen, um neues Blut zu bilden. Glücklicherweise ist dieses Defizit leicht durch eine Eisen-Infusion zu korrigieren.

Zuvor müssen aber eine Reihe von Blutwerten bestimmt werden. Gelegentlich sind im Anschluss daran weitere Untersuchungen notwendig, um die Ursache des Eisenmangels zu finden. Dieser könnte zum Beispiel auch an einer bisher nicht diagnostizierten chronischen Erkrankung oder an einem unbemerkten Blutverlust liegen.

Blutverlust minimieren

Auch während und nach einer Operation kümmern wir uns intensiv um Ihr Blut. Zum Beispiel, indem wir so wenig Laborproben wie möglich in kleinstmöglichen Röhrchen abnehmen, oder, indem wir blutsparend operieren.

Transfusionen vermeiden

Blut, das sonst während der Operation verloren ginge, wird aufgefangen, gewaschen und zurückgeben. Für die Blutgerinnung wichtige Stoffwechselwerte werden überwacht und ggf. Medikamente verabreicht, die den Blutverlust verringern.

Sollte es doch einmal zu einem größeren Blutverlust gekommen sein, setzen wir alles daran, Ihren Körper rasch wieder in den Stand zu versetzen, selbst neues Blut zu bilden. Auf diese Weise können wir viele Situationen, in denen es früher notwendig gewesen wäre, Bluttransfusionen zu geben, verhindern. Sollte eine Transfusion dennoch notwendig werden, dann gilt immer die Prämisse: “So wenig wie möglich“.

Wir gehören dem Netzwerk Patient Blood Management an. Dabei handelt es sich um einen bundesweiten Zusammenschluss von Klinken unter der Federführung der Universitätsklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie in Frankfurt. Die beteiligten Kliniken haben sich zur Umsetzung und Fortentwicklung des PBM-Konzeptes in der eigenen Institution verpflichtet und wirken an dessen wissenschaftlicher Weiterentwicklung mit. Im Zuge eines Zertifizierungsprozesses wurden wir mit dem Goldstandard ausgezeichnet.