Operative Therapieverfahren

Führt die konservative (nicht-operative) Therapie nicht zum gewünschten Erfolg, so kann eine Operation zur Verbesserung oder Heilung der Beschwerden beitragen. Es gibt eine Fülle unterschiedlicher Operationsverfahren, die je nach Beschwerdebild, Begleiterkrankungen und Wunsch der Patientin individuell eingesetzt werden können.

Der Erfolg der operativen Verfahren ist auch abhängig von einer begleitenden - meist lebenslang notwendigen - konservativen Therapie.

Operationen bei Belastungsharninkontinenz

TVT und TVT-o

Bei dieser Operation wird ein kleines Kunststoffband durch einen Schnitt in der Scheide unter die Harnröhre eingelegt. Die Operation dauert ca. 20 Minuten und ist mit einem kurzen stationären Aufenthalt verbunden.

Kolposuspension nach Burch

Durch einen kleinen Bauchschnitt wird die Scheide angehoben und hinter dem Schambein befestigt. Dadurch kann der Blasenhals stabilisiert und eine Belastungsinkontinenz behandelt werden. Der Eingriff kann minimalinvasiv im Rahmen einer Bauchspiegelung erfolgen.

Harnröhrenunterspritzung

Der Eingriff wird in einer Kurznarkose ambulant oder kurzzeitstationär durchgeführt. Durch die Harnröhre wird ein Füllmaterial (Hydrogel) in die Harnröhrenwand eingespritzt. Die so entstandenen Polster verengen die Harnröhre und führen zur Kontinenz. Bei nachlassender Wirkung kann der Eingriff wiederholt werden

Operationen bei Dranginkontinenz

Botulinumtoxin-Therapie

Im Rahmen einer Blasenspiegelung wird Botulinumtoxin (Botox) in die Blasenwand gespritzt. Der Eingriff erfolgt in einer kurzen Vollnarkose oder in lokaler Betäubung. Der Eingriff kann bei nachlassender Wirkung nach durchschnittlich 6 Monaten wiederholt werden

Sakralnervstimulation

Bei dieser Behandlungsmethode wird das sakrale Nervengeflecht, das unter anderem die Blase versorgt, über eine Elektrode stimuliert. Die Elektrode wird durch Öffnungen im Kreuzbein über kleine Schnitte positioniert. Wie bei einem Herzschrittmacher wird der Schrittmacher unter die Haut in der Gesäßregion eingebracht und ist so äußerlich nicht zu erkennen.

Operationen bei Senkungsbeschwerden

Operation durch die Scheide

Vordere Scheidenraffung (Kolporraphia anterior)

Bei Senkungen der vorderen Scheidenwand und der Harnblase kann ohne Fremdmaterial durch einen Schnitt in der Scheide die Harnblase in ihre ursprüngliche Position angehoben werden. Dabei kann, wenn nötig, auch die Gebärmutter entfernt werden.

Hintere Scheidenraffung (Kolporraphia posterior)

Bei Senkungen der hinteren Scheidenwand und des Enddarmes kann ohne Fremdmaterial durch einen Schnitt in der Scheide der Darm in seine ursprüngliche Position verlagert werden. Dabei kann, wenn nötig, auch die Gebärmutter entfernt werden.

Fixierung des Scheidenendes oder der Gebärmutter

Bei einer Senkung des Scheidenendes (bei schon entfernter Gebärmutter) oder bei Senkung der Gebärmutter wird die Scheide an einer besonderen Bandstruktur im kleinen Becken angeheftet. Dies ist eine wenig belastende Operation, die auch in Kombination mit einer Gebärmutterentfernung durchgeführt werden kann. Die Fixierung kann mit oder ohne Implantation von Fremdmaterial erfolgen.

Kunststoffnetzoperationen

Bei besonders ausgeprägter Senkung oder erneuter Senkung nach Voroperationen kann bei dieser Operation durch die Scheide ein Kunststoffnetz in die vordere oder hintere Scheidenwand eingesetzt werden. Dies führt zu einer höheren Stabilität des Beckenbodens.

Der stationäre Aufenthalt bei Senkungsoperationen von der Scheide aus beträgt in der Regel drei bis fünf Tage. Die Operationen werden in Vollnarkose durchgeführt, in besonderen Fällen ist auch eine Operation in Spinalanästhesie (rückenmarksnahe Betäubung) möglich.

Minimalinvasive, endoskopische Operation

Fixierung an der Wirbelsäule

Durch die Einlage eines kleinen Kunststoffnetzes wird die Scheide oder die Gebärmutter an einer Bandstruktur vor der Wirbelsäule fixiert. Sollte ein Grund für eine Gebärmutterentfernung vorliegen, kann diese im gleichen Eingriff mit durchgeführt werden. Der stationäre Krankenhausaufenthalt beträgt in der Regel vier bis fünf Tage.

Fixierung des Scheidenendes oder der Gebärmutter seitlich im kleinen Becken

Durch die Einlage eines kleinen Kunststoffnetzes wird die Scheide oder die Gebärmutter an einer Bandstruktur beidseits im kleinen Becken seitlich fixiert. Sollte ein Grund für eine Gebärmutterentfernung vorliegen, kann diese im gleichen Eingriff mit durchgeführt werden. Der stationäre Krankenhausaufenthalt beträgt meist eine Woche.

Lateral Repair

Sind die seitlichen Anteile der Scheide von der Beckenwand abgerissen, führt eine Operation von der Scheide aus nicht zum Erfolg. Hier muss durch einen Bauchschnitt die Scheide wieder an die bindegewebigen Bandstrukturen an der seitlichen Beckenwand festgenäht werden. Besteht gleichzeitig eine operationsbedürftige Belastungsharninkontinenz, so kann diese Operation ideal kombiniert werden

Operationen bei Stuhlinkontinenz

Sphincterrepair

Liegt ein Defekt der Schließmuskulatur vor, kann dieser in einzelnen Fällen durch eine Operation über den After wieder vernäht werden. Diese Operation kann in Vollnarkose oder auch in einer Teilnarkose durchgeführt werden.

Sacralnervstimulation

Bei dieser Behandlungsmethode wird der Nervus pudendus, der für die Versorgung der Schließmuskulatur des Darmes verantwortlich ist, über zwei Sonden stimuliert. Die Sonden werden an beiden Seiten des Kreuzbeins über kleine Schnitte positioniert. Die Batterie der Sonde wird unter die Haut eingebracht und ist so äußerlich nicht zu erkennen.

Operationen bei Enddarm-Entleerungsstörungen

(Resektions-)Rektopexie

Die Enddarmsenkung oder der Enddarmvorfall werden durch einen Bauchschnitt oder minimal-invasiv operiert. Dabei wird der Enddarm aus dem Becken angehoben, gestreckt und neu befestigt. Teilweise kommen moderne Kunststoffnetze zur Befestigung des Darms zum Einsatz. Manchmal ist es sinnvoll, diese Operation mit einer Teilentfernung des Dickdarmes zu kombinieren.

Operation nach Altemeier

Liegt ein vollständiger Vorfall des Enddarms vor, kann dieser vorgefallene Teil entfernt werden. Dieser Eingriff erfolgt über den After - ein Bauchschnitt ist nicht erforderlich.

Operation nach Rehn-Delorme

Im Gegensatz zur Altemeier-Operation wir dabei lediglich die Schleimhaut des vorgefallenen Darmss entfernt. Die Muskulatur der Darmwand wird durch mehrere Nähte gerafft (zieharmonikaartig). Auf diese Weise wird der vorgefallene Darm wieder in das kleine Becken zurückverlagert. Auch diese Operation erfolgt über den After ohne Bauchschnitt.

STARR-Prozedur

Zur Therapie mancher Stuhlentleerungsstörungen bietet sich die sogenannte STARR-Prozedur an. Dabei werden überschüssige oder defekte Teile der Enddarmwand mithilfe eines speziellen Klammer-Naht-Apparates entfernt. Für diese Operation ist kein Bauchschnitt notwendig.

Fistelchirurgie

  • Fadendrainage
  • Fistelbehandlung mit Plug
  • Fistelbehandlung mit Biomembran
  • Endorektaler Verschiebelappen