Erkrankungen des Enddarms und des Afters (Proktologie)

Die Proktologie umfasst die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen des Enddarms und des Afters.

Proktologische Probleme werden häufig aus Schamgefühl tabuisiert, obwohl die Beschwerden oft einen beträchtlichen Einfluss auf die Lebensqualität haben. Im Klinikum Leverkusen wird eine kolo-proktologische Sprechstunde angeboten, in der Sie als Patient:in von Spezialisten einfühlsam betreut werden.

Typische Symptome
  • Blutabgänge
  • Nässen
  • Juckreiz
  • Brennen
  • Schmerzen

Diagnose

Nach dem Aufnahmegespräch untersuchen unsere Experten die Analregion der Betroffenen. Bei Erkrankungen, die nicht äußerlich sichtbar sind, ist eine Spiegelung des End- und Mastdarms (Proktoskopie, Rektoskopie) erforderlich. In der Regel sind die Untersuchungen nicht schmerzhaft und können problemlos ambulant durchgeführt werden. Sollten doch starke Schmerzen bei der Untersuchung bestehen, kann die Untersuchung auch in einer Kurznarkose durchgeführt werden. Je nach Erkrankung können auch noch weitere proktologische Spezialuntersuchungen erforderlich sein.

Die häufigsten proktologischen Krankheitsbilder

Hämorrhoiden

Hämorrhoiden sind vergrößerte Blutgefäßpolster am inneren After. Hämorrhoiden können Nässen, Jucken, Brennen, Bluten und Schmerzen beim Stuhlgang verursachen. Als wichtigste Ursache für vergrößerte Hämorrhoiden gilt zu starkes Pressen beim Stuhlgang, zum Beispiel bei chronischer Verstopfung. Je nach Befund kommen abschwellende Salben, Verödungen (Sklerosierung) oder Gummibandligaturen zum Einsatz. Größere Hämorrhoiden müssen operativ behandelt werden.

Perianalvenenthrombosen

Die Perianalvenenthrombose, auch Analthrombose oder äußere Hämorrhoide genannt, ist eine Schwellung am After, die durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) in den oberflächlichen Venen des Analrings entsteht. Sie ist häufig schmerzhaft, aber in der Regel ungefährlich. Sie macht sich durch einen bläulichen Knoten am Anus bemerkbar. Die Ursachen für die Entstehung einer Perianalvenenthrombose sind vielfältig. Sie bildet sich innerhalb von Tagen bis Wochen von selbst zurück. Der Heilungsprozess kann durch schmerzstillende Salben und die Einnahme von Schmerzmitteln unterstützt werden. In seltenen Fällen ist eine operative Therapie notwendig.

Fissur

Eine Analfissur ist ein schmerzhafter Einriss der Schleimhaut des Afters durch zu harten Stuhl oder zu starkes Pressen. Zu den typischen Beschwerden gehören Schmerzen beim Stuhlgang, hellrotes Blut im Stuhl oder am Toilettenpapier. Je nach Befund kommen entweder Salben, Injektionen oder eine Operation als Therapie in Frage.

Analabszess und Analfistel

Ein Analabszess ist eine Eiteransammlung im Gewebe um und am After. Ausgangspunkt des Abszesses sind die sogenannten rudimentären Duftdrüsen (Proktodealdrüsen). Sie befinden sich zwischen dem inneren und äußeren Anteil des Schließmuskels und münden in den Analkanal. Bei einer Entzündung der Proktodealdrüse führt die Gewebeschwellung zu einer Verstopfung der Ausführungsgänge. Dadurch kann sich ein Abszess entwickeln. Hauptsymptome eines Abszesses sind vor allem Schmerzen und eine Schwellung am After. Gelegentlich kann auch Fieber auftreten. In der Regel ist eine Operation zur Eröffnung und Entlastung des Abszesses unvermeidlich. Abschwellende Maßnahmen allein bzw. die Gabe von Antibiotika verschleppen den Heilungsverlauf und können zu ernsthaften Komplikationen führen. Manchmal ist die Ursache eines Analabszesses auch eine Analfistel. Bei der Analfistel handelt es sich um einen unter der Haut oder am Schließmuskel verlaufenden Kanal, aus dem sich eitrige Flüssigkeit entleert. Auch in diesem Fall ist in der Regel ein operativer Eingriff unvermeidbar.

Tumore

Es gibt verschiedene gut- und bösartige Tumore, die wir mit jeweils speziellen Verfahren behandeln. Bei den meisten Befunden ist eine feingewebliche Untersuchung (Histologie) notwendig. Das weitere Vorgehen richtet sich nach dem konkreten Befund und dem genauen Ort der Tumore und wird mit jedem Betroffenen individuell besprochen und festgelegt.

Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis)

Die Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis) ist eine häufig auftretende Erkrankung der Gesäßzwischenfalte (Rima ani). Vor allem junge Männer und Frauen sind betroffen. Eine genaue Ursache der Erkrankung ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Man geht davon aus, dass sich kleine Haarfollikel (Strukturen, die die Haarwurzel umgeben) unter der Haut entzünden und einen Abszess bilden. So bildet sich eine Fistel, die sich mit Schleimhaut auskleidet und nicht mehr abheilt. Immer wieder treten Entzündungen und chronische Absonderungen von Sekreten auf. In der akuten Form kommt es zu einem Abszess mit einer Schwellung und Schmerzen im Bereich der Gesäßzwischenfalte. Die chronische Form ist geprägt von einer permanenten oder wiederkehrenden Absonderung von Flüssigkeiten aus den Öffnungen der Gesäßzwischenfalte. Eine Steißbeinfistel heilt durch konservative Behandlungsmaßnahmen eher selten ab. Deshalb wird eine operative Behandlungsmethode empfohlen.

Therapie

Der Großteil der proktologischen Erkrankungen kann ambulant behandelt werden. Sollte ein operativer Eingriff erforderlich sein (z. B. Tumorentfernung, Hämorrhoiden-OP), geht dieser häufig mit einem kurzen stationären Aufenthalt einher.

Nach der Behandlung

Bei fast allen proktologischen Operationen verbleibt nach der Operation eine offene Wunde in der Afterregion. Nach entsprechender Anleitung duschen Patient:innen die Region selbstständig täglich und nach dem Stuhlgang mit lauwarmem Wasser aus und legen eine einfache Kompresse vor.

Stuhlinkontinenz

Für die meisten Menschen ist das Thema Stuhlinkontinenz ein Tabuthema. Da sich viele Betroffene aus Schamgefühl keiner ärztlichen Behandlung unterziehen, können die Beschwerden der Stuhlinkontinenz das soziale Leben und die Lebensqualität erheblich einschränken.

Unter Stuhlinkontinenz (Stuhlhalteschwäche) versteht man die Unfähigkeit, den Darminhalt und auch Darmgase willkürlich im Enddarm zurückzuhalten. Die Stuhlinkontinenz tritt als Folge einer fehlenden Kontrolle über den Schließmuskel des Afters auf.

Drei Schweregrade werden unterschieden:

  • Schweregrad 1: unwillkürlicher Abgang von Luft oder Schleim
  • Schweregerad 2: Unfähigkeit, flüssigen Stuhl zu halten
  • Schweregrad 3: Unfähigkeit, festen Stuhl zu halten

Es gibt verschiedene Ursachen einer Stuhlinkontinenz. Hauptgrund ist jedoch steigendes Alter: Denn die Muskelmasse im Beckenboden- und Analbereich nimmt mit dem Alter ab und die natürliche Fähigkeit den Schließmuskel unter Spannung zu halten, verringert sich. Weitere Gründe für Stuhlinkontinenz sind Verletzungen des Analbereichs, wie zum Beispiel nach vaginalen Entbindungen. Auch einige Erkrankungen, meist neurologische, können eine Stuhlinkontinenz verursachen Zudem fördern manche Medikamente die Stuhlinkontinenz. Hierzu gehören beispielsweise Antidepressiva und Parkinson-Medikamente.

Symptome

Die Symptome hängen vom Schweregrad der Stuhlinkontinenz ab. Manchmal fällt anfangs auf, dass Winde nicht gut kontrolliert werden können. Oft berichten Patient:innen, dass sie den Stuhlgang nicht mehr lang genug oder gar nicht mehr bis zum Toilettengang halten können. Auch häufiger Stuhldrang, ohne dass es zu einer Entleerung kommt, ist ein häufig geschildertes Symptom.

Diagnose

Zunächst führen unsere Spezialisten ein ausführliches Patientengespräch. Dabei erörtern sie die Krankheitsgeschichte der Patient:innen. Sie fragen frühere Operationen und bei Frauen auch frühere Entbindungen ab. Weitere Diagnosekriterien sind die Häufigkeit, Konsistenz und Form des Stuhlgangs (Stuhltagebuch). Als nächstes erfolgt die Betrachtung des Afters (Inspektion) und Austastung des Enddarmes mit dem Finger (Palpation). Routinemäßig wird zudem eine schmerzlose Afterspiegelung (Proktoskopie) durchgeführt. Ein Ultraschall des Schließmuskels, eine Röntgenuntersuchung oder gegebenenfalls eine Darmspiegelung können die Untersuchung ergänzen. In speziellen Fällen wird die Mastdarm- und Enddarmfunktion bzw. die Stuhlentleerung mittels einer Kernspintomographie -/ MRT- Defäkographie untersucht. Dabei wird die Darmentleerung mit Hilfe eines Kontrastmittels sichtbar gemacht.

Therapie

Um eine effektive Behandlung zu erzielen, sollte zunächst der Auslöser für die Stuhlinkontinenz bekannt sein. Nicht immer ist eine operative Therapie notwendig. Oft können schon konservative Maßnahmen die Lebensqualität stark verbessern. In den meisten Fällen ist eine Stuhlregulierung und Eindickung des Stuhlgangs eine sehr wirksame Basistherapie. Zudem kann auch eine Ernährungsumstellung zur Verbesserung beitragen. Wenn dies nicht ausreicht, verordnen wir als weitere Maßnahme eine krankengymnastische Behandlung. Diese sollte von auf die Beckenbodentherapie spezialisierten Physiotherapeut:innen durchgeführt werden. Als weitere konservative Therapie kann eine Trainingstherapie mit Biofeedback/Elektrostimulation erfolgen. Diese Behandlung umfasst tägliche, nach Anleitung selbstständig durchzuführende Kräftigungsübungen des Schließmuskels.

Sollte eine konservative Therapie den gewünschten Behandlungserfolg nicht zeigen, kann in manchen Fällen eine operative Therapie hilfreich sein. Welches der operativen Verfahren zum Einsatz kommt, muss individuell auf die einzelnen Patient:innen abgestimmt werden.

Mögliche operative Verfahren
  • Sphinkterrekonstruktion zur Behebung von Schäden am Schließmuskel
  • Sakralnervenstimulation / Interstim®-Schrittmacher-Implantation: Dabei werden die Sakralnerven, die die Funktion von Blase und Enddarm steuern, durch sanfte elektrische Impulse wieder in Balance gebracht.
  • Anlage eines künstlichen Darmausganges

Sollte zusätzlich eine Urininkontinenz oder eine Senkung des Beckenbodens (meist bei Frauen) bestehen, sind die Spezialisten des Beckenbodenzentrums in unserer Klinik der richtige Ansprechpartner. Mehr Information zu unserem Beckenbodenzentrum finden Sie hier.