MitraClipping - Neues Verfahren bei Mitralklappeninsuffizienz

Wenn die Herzklappe nicht mehr richtig dicht ist

Bereits wenige Tage nach dem Eingriff kann der Patient M., 76 Jahre, das Klinikum wieder verlassen. Unsere Herzspezialisten im Klinikum Leverkusen haben bei ihm einen sog. MitraClip implantiert. Seine linke Herzkammer pumpt nun das sauerstoffreiche Blut wieder an die Organe, sein Herz wird entlastet. Ziel des nicht-chirurgischen Eingriffs ist die Undichtigkeit/Schwäche der Mitralklappe zu reduzieren bzw. zu beheben. Davon profitieren ganz besonders Patientinnen und Patienten, bei denen ein herzchirurgischer Eingriff ein zu großes Risiko darstellt.

Bei der sog. Mitralklappeninsuffizienz, übrigens die zweithäufigste Herzerkrankung in den westlichen Industrieländern, können die beiden Klappensegel den Übergang von der linken Herzkammer zum Vorhof nicht mehr richtig schließen. So fließt beim Pumpen sauerstoffreiches Blut zurück in den Vorhof, erreicht nicht den Körperkreislauf. Den Organen fehlt Blut und Sauerstoff; das Herz muss schwerer arbeiten, um den Organismus zu versorgen. Dadurch vergrößert sich das Herz, was eine Herzschwäche nach sich zieht. Die Folgen sind geringere Belastbarkeit, Atemnot, Gefahr eines Lungenödems, aber auch Vorhofflimmern und sogar ein Schlaganfall.

Es kann lange dauern, bis Beschwerden auftreten und der Patient bzw. die Patientin Symptome wie zum Beispiel Abgeschlagenheit, trockener Husten, Kurzatmigkeit, Wassereinlagerungen bemerkt. Oft liegt dann schon eine fortgeschrittene Schädigung der Herzklappe vor. Eine hochgradige Mitralklappeninsuffizienz muss dringend diagnostiziert und behandelt werden.

Neben einer medikamentösen Therapie, die nur die Symptome, aber nicht die Ursache behandelt, stand früher einzig eine aufwändige Operation am offenen Herzen zur Wahl, die je nach Ursache, Schweregrad und Symptomatik der Erkrankung eine Rekonstruktion oder einen Ersatz der Mitralklappe vorsah. „Mit dem sogenannten Clipping können wir die undichte Mitralklappe nun minimalinvasiv, d.h. ohne große Operation im Herzkathetherlabor „reparieren“, sagt Klinikdirektor Prof. Dr. Schwimmbeck und Oberarzt Dr. Sebastian Röschl, der seit April 2022 das Herzexperten-Team der Klinik verstärkt, erläutert: „Im Schnitt dauert ein solcher Eingriff ein bis drei Stunden, der Patient bzw. die Patientin liegt dabei in Vollnarkose. Der minimalinvasive Eingriff an der Herzklappe ist ein schonendes und erfolgversprechendes Verfahren gerade für unsere Patientinnen und Patienten, die aufgrund fortgeschrittenen Alters, schwerer Begleiterkrankungen, einer vorangegangenen Bestrahlungs­therapie im Brustraum oder einer Herz-Voroperation nicht für eine operativen Behandlung geeignet sind.“

Beim Mitraclipping wird die Undichtigkeit der Herzklappe durch das Einsetzen eines oder mehrerer sogenannter „Clips“, die an eine Art Wäscheklammer erinnern, wieder verschlossen. Dabei wird der Clip mit einem Leistenkatheter über die großen Hohlvenen zur linken Herzkammer geführt und unter Anleitung von Herzultraschallbildern am richtigen Ort platziert. Der oder die Clips verbleiben dann an der Herzklappe. Alle Katheter gestützten Eingriffe an der Mitralklappe werden im Herzkatheterlabor bzw. Hybrid-OP des Klinikums durchgeführt, das seit Mitte 2021 in neuen Räumlichkeiten über Technik der neuesten Generation verfügt.

Gründliche Diagnose im Vorfeld und gute Kommunikation mit dem Patienten/der Patientin

Ob ein Herzpatient bzw. eine Herzpatientin von einem Mitrclipping profitieren kann, wird im Vorfeld des Eingriffs durch eine gründliche Anamnese und Voruntersuchungen (z. B. Herzecho, Halsschlagadersonographie, Lungenfunktionstest) geprüft und dann im Herz-Team und mit dem/der Patienten/Patientin besprochen. Nach Aufklärung durch die Herz- und Narkosespezialisten kann dann der Eingriff durchgeführt werden. In der Regel bleibt der Patient bzw. die Patientin drei bis fünf Tage stationär bei uns im Klinikum.

Unsere Experten

Roeschl, Sebastian
Dr. Sebastian Röschl
Geschäftsführender Oberarzt
Telefon: 0214 13-2161
sebastian.roeschl@klinikum-lev.de
Dr. Marvin Addo
Dr. Marvin Addo
Oberarzt
Telefon: 0214 13-2161
marvin.addo@klinikum-lev.de
Dr. Jens Berger
Dr. Jens Berger
Oberarzt
Telefon: 0214 13-2161
jens.berger@klinikum-lev.de
Prof. Dr. Peter Schwimmbeck
Prof. Dr. Peter Schwimmbeck
Direktor der Klinik Kardiologie, Internistische Intensivmedizin
Telefon: 0214 13-2161
kardiologie@klinikum-lev.de