Babylotsen unterstützen frisch gebackene Eltern von Geburt an

23.11.2022

Wenn ein Baby die Welt erblickt, ist die Freude in der Regel groß. Allerdings beginnt damit für frisch gebackene Eltern nicht nur eine sehr schöne, sondern auch eine herausfordernde neue Lebensphase, die häufig mit vielen Fragen verbunden ist. Das Konzept der Frühen Hilfen bietet Eltern von kleinen Kindern daher Unterstützung. Die bisherigen Angebote erreichen die Eltern allerdings erst innerhalb des ersten Lebensjahres ihres Kindes. Aus diesem Grund wurde nun als Teil der Frühen Hilfen das Projekt „Babylotsen“ in Leverkusen eingeführt, das den Eltern bereits während der Schwangerschaft und danach mit Hilfsangeboten zur Seite steht. Das Projekt „Babylotsen“ wird vom städtischen Fachbereich Kinder und Jugend koordiniert. Die praktische Umsetzung erfolgt durch den Deutschen Kinderschutzbund Leverkusen in Kooperation mit dem Klinikum Leverkusen.

„Ziel dieses präventiv orientierten Angebotes ist es, möglichst viele Leverkusener Mütter bzw. Eltern bereits vor oder unmittelbar nach der Geburt des Kindes erreichen zu können, um ihnen bei Bedarf von Beginn an unterstützend zur Seite stehen zu können. So sollen Fragen und Herausforderungen direkt, wenn sie auftreten, geklärt werden können. Gleichzeitig können auf freiwilliger Basis geeignete Angebote im Rahmen eines Lotsendienstes angenommen werden“ erläutert Stadtdirektor Marc Adomat das Konzept. „Mit dem Deutschen Kinderschutzbund Leverkusen und dem Klinikum Leverkusen haben wir dabei ausgezeichnete Partner für die Durchführung des Projektes an unserer Seite.“

Die Projektleitung übernimmt die Netzwerkkoordination „Frühe Hilfen“ im städtischen Fachbereich Kinder und Jugend. Die inhaltliche und personelle Zuständigkeit liegt beim Kinderschutzbund Leverkusen. Als drittes, elementares Bindeglied steht das Klinikum Leverkusen im Mittelpunkt des Projektes. Denn dort findet die Kontaktaufnahme mit den frisch gebackenen Eltern statt, da das Klinikum Leverkusen über die einzige Entbindungsstation in der Stadt verfügt. Deshalb befindet sich im Klinikum Leverkusen auch der Kernarbeitsort und das Zentrum der Babylotsen in Leverkusen.

„Bei uns werden zahlreiche Funktionen vereint, die den Kontakt zu den Babylotsen herstellen können. Zur Geburtsaufnahme verweisen vor allem Hebammen, Gynäkologen und das Kreißsaal-Team auf die Babylotsen, nach der Geburt kommen das Pflegeteam, das Entlassmanagement, Psychologen, Kinderärzte sowie der Bunte Kreis hinzu“, so Privatdozentin Dr. Ines Beyer, Direktorin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum Leverkusen. Pflegedirektor Matthias Klimkait ergänzt: „Interdisziplinär haben wir den Bedarf eines Lotsendienstes gesehen, weshalb wir uns sehr freuen, das Angebot der Babylotsen als festen Bestandteil in die Geburtenstation der Frauenklinik einzubinden.“

Bedingt durch die Corona-Pandemie wurden durch die Bundesstiftung Frühe Hilfen und das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen Sonderzahlungen mit dem Betreff „Aufholen nach Corona“ initiiert. Die Stadtverwaltung Leverkusen entschied sich im Zuge dessen, diese Gelder zu einem Großteil für das neue Projekt „Babylotsen“ als „Anschubfinanzierung“ einzusetzen. Infolgedessen konnten die Babylotsen bereits im Juni 2022 erste Anfragen im Klinikum Leverkusen übernehmen.

„Eine Auswertung der Tätigkeit der Babylotsen der ersten vierzehn Tagen im Klinikum Leverkusen hat den Bedarf uneingeschränkt bestätigt. Die Familien nehmen das Angebot in hohem Maße an und weisen ein mannigfaltiges Spektrum an Bedarfen auf. So konnten im Juni viele Familien unter anderem zu Themen wie Weiterbetreuung durch Hebammen und Kinderärzte, Elterngeld oder Unterstützung durch den psychologischen Dienst beraten und begleitet werden“, berichtet Helmut Ring, Vorsitzender des Deutschen Kinderschutzbundes Leverkusen. Mehrere der im Sommer betreuten Familien nehmen zwischenzeitlich auch die Angebote der Ladenlokale der Frühen Hilfen wahr.

Das Projekt Babylotsen ist ein bundesweit bekanntes Konzept im Feld der Frühen Hilfen und setzt an der Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und Gesundheitswesen an. In den vergangenen Jahren wurden mehrere Modellprojekte, unter anderem in Kooperation mit dem Nationalen Zentrum Frühe Hilfen an der Charité in Berlin und dem Universitätsklinikum Frankfurt am Main, initiiert. Aufgrund des großen Erfolgs an zahlreichen Standorten, durch den gleichzeitig der hohe Bedarf an Unterstützung junger Familien von Geburt des Kindes an verdeutlicht wurde, wurde das Projekt inzwischen ausgeweitet. Diese positiven Erfahrungen anderer Standorte haben sich durch den Einsatz der Babylotsen seit dem Sommer auch in Leverkusen bestätigt. Damit wurde die Notwendigkeit unterstrichen, ein kontinuierliches Angebot der Babylotsen zu etablieren.

Daher hat der Rat der Stadt Leverkusen in seiner letzten Sitzung entschieden, das Projekt „Babylotsen“ fünf Jahre lang aus dem städtischen Haushalt, konkret aus dem Etat der „Frühen Hilfen“, zu finanzieren. Somit nehmen die Babylotsen nun dauerhaft ihre Tätigkeit in Leverkusen auf. Zudem wurden bereits erste Kooperationsvereinbarungen mit umliegenden Städten geschlossen, um das Angebot der Babylotsen perspektivisch im Sinne des präventiven und flächendeckenden Gedankens ausweiten zu können.

Die Babylotsen verfügen alle über eine pädagogische oder psychologische Ausbildung und haben zudem eine Fortbildung zum Babylotsen gemacht. Im Klinikum Leverkusen bieten sie Sprechzeiten in einem Aufenthaltsraum an, stellen sich aber auch einzeln bei den frisch gebackenen Müttern vor, erkundigen sich, wie es diesen geht, und bringen bei Bedarf Zeit zum Zuhören mit. Gleichzeitig stehen sie u.a. auch mit dem Pflegeteam und Psychologen im Klinikum Leverkusen im Austausch, um zu klären, ob bei einzelnen Müttern bzw. Familien besonderer Unterstützungsbedarf besteht. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus begleiten die Babylotsen die jungen Familien auf Wunsch auch im ersten Lebensjahr zu Hause.

 

Zum Bild (Copyright: Stadt Leverkusen): Die Projektpartner aus der Stadtverwaltung, vom Klinikum Leverkusen und vom Deutschen Kinderschutzbund Leverkusen: Stefanie Arrondeau, Netzwerkkoordinatorin Frühe Hilfen bei der Stadt Leverkusen, Helmut Ring, Vorsitzender des Deutschen Kinderschutzbundes Leverkusen, Matthias Klimkait, Pflegedirektor Klinikum Leverkusen, Babylotsin Christine Kallwass, Petra Eckstein, Psychologin am Klinikum Leverkusen, Jennifer Conrady, Stationsleitung D2 Klinikum Leverkusen, Dr. Ines Beyer, Direktorin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum Leverkusen, Stadtdirektor Marc Adomat sowie Michael Küppers, Leiter des Fachbereichs Kinder und Jugend (v.l.n.r.)