Mit dem Einsatz der ECMO führt das Großkrankenhaus ein lebensrettendes Verfahren ein, das in der Region bisher nur an Universitätskliniken zur Verfügung stand.
Jährlich erleiden in Deutschland rund 120.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Trotz medizinischer Fortschritte überleben nur etwa zehn Prozent – denn wenn das Herz einmal stillsteht, führt der rasche Sauerstoffmangel im Gehirn oft binnen Minuten zu irreversiblen Schäden. Sofortige Wiederbelebungsmaßnahmen sind deshalb entscheidend. Doch in besonders schweren Fällen stoßen konventionelle Methoden an ihre Grenzen. Um auch in diesen kritischen Situationen Hilfe leisten zu können, haben die Kliniken für Anästhesie, Kardiologie und Notfallmedizin am Klinikum Leverkusen ein interprofessionelles Spezialteam für die Extrakorporale kardiopulmonale Reanimation (eCPR) aufgebaut – ein hochmodernes Verfahren, bei dem die lebenswichtige Sauerstoffversorgung über ein außerhalb des Körpers arbeitendes Gerät sichergestellt wird.
Maschine sichert Kreislaufstabilisierung
„Mit der neuen Methode können wir Menschen retten, die bisher kaum eine Überlebenschance hatten“, sagt Priv.-Doz. Dr. Christoph Adler, Direktor der Klinik für Akut- und Notfallmedizin. Dazu zählen etwa Patientinnen und Patienten, bei denen ein zentrales Herzkranzgefäß plötzlich verschlossen ist – ein medizinischer Notfall, der oft zum Herzstillstand führt. „In solchen Fällen können wir die Betroffenen jetzt an die ECMO anschließen, die außerhalb des Körpers die Funktionen von Herz und Lunge übernimmt“, erklärt der Chefarzt, „ähnlich wie bei der herkömmlichen Herz-Lungen-Maschine.“ Über in die Blutgefäße eingeführte Schläuche wird das Blut dabei aus dem Körper geleitet, mit Sauerstoff angereichert und gleichzeitig vom Kohlendioxid befreit – so kann der Kreislauf auch in kritischen Phasen stabil gehalten werden.
„Damit schließen wir eine Lücke“
Bereits während der Corona-Pandemie sammelte das Leverkusener Großkrankenhaus wertvolle Erfahrungen mit der ECMO. „Zu dieser Zeit haben wir sie bei schweren Lungenentzündungen eingesetzt“, berichtet Dr. Christian Mey. Der geschäftsführende Oberarzt der Klinik für Anästhesie und Operative Intensivmedizin ist Teil des neuformierten Spezialteams, zu dem auch Pflegefachkräfte der Intensivstationen gehören. Alle Mitglieder haben sich weiterbilden lassen, um mit dem Verfahren nun auch Patientinnen und Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand versorgen zu können.
„Auch wenn der logistische und personelle Aufwand verhältnismäßig hoch ist, war uns wichtig, das ECMO-Programm bei uns am Klinikum Leverkusen einzuführen“, sagt Dr. Sebastian Röschl, geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Kardiologie und internistische Intensivmedizin. „Damit schließen wir in unserer Region eine Lücke, da diese Therapie bisher nur in den umliegenden Universitätskliniken angeboten wurde.“
Priv.-Doz. Dr. Sebastian Braun, Direktor der Klinik für Anästhesie und Operative Intensivmedizin, unterstreicht, dass das Verfahren für bestimmte Patientinnen und Patienten eine zusätzliche Überlebenschance eröffnen kann, sofern bestimmte Kriterien erfüllt sind: „Zu den entscheidenden Faktoren zählt, dass ein Herz-Kreislauf-Versagen schnell erkannt, der Rettungsdienst umgehend alarmiert und sofort mit der Reanimation begonnen wird.“