Bei einer Auslandsreise vermittelte Dr. Leonidas Karapanos sein Fachwissen in der operativen Urologie.
Es war Wissenstransfer aus Leverkusen in eine rund 5.000 Kilometer entfernte Region: Dr. Leonidas Karapanos, Oberarzt der Klinik für Urologie am Klinikum Leverkusen, reiste im Oktober in die usbekische Stadt Andijon, um in zwei Kliniken modernste chirurgische Techniken vorzustellen. Dabei implantierte er unter anderem zwei Penisprothesen – ein Eingriff, der in der zentralasiatischen Republik bislang noch nicht durchgeführt worden war.
„Dieses Spezialgebiet befindet sich in Usbekistan derzeit noch im Aufbau“, sagt der Experte für rekonstruktive Urologie, der auf Einladung eines befreundeten Arztes privat nach Usbekistan gereist war und bei dieser Gelegenheit auch auf einem internationalen Chirurgenkongress referierte. Sowohl vor erfahrenen Chirurgen als auch vor Nachwuchsmedizinern sprach Karapanos über innovative Behandlungsmethoden der erektilen Dysfunktion und insbesondere das Einbringen von Schwellkörper-Implantaten, zudem über operative Behandlungsmöglichkeiten der männlichen Harninkontinenz nach Prostataoperation – eine Behandlung, die vor Ort ebenfalls noch nicht praktiziert wurde.
Operativer Einsatz bei besonders schwierigen Fällen
Die medizinischen Höhepunkte seiner Reise waren jedoch die von ihm begleiteten chirurgischen Eingriffe. In der Sehat Clinic und im Sog‘lom Avlod International Hospital operierte Dr. Leonidas Karapanos insgesamt acht Patienten. Neben der Implantation der beiden Penisprothesen führte er zwei Penisbegradigungen und vier aufwändige Operationen zur Wiederherstellung der Harnröhre mit Mundschleimhaut durch – ein fachlicher Schwerpunkt des Leverkusener Oberarztes. „Die Kollegen vor Ort hatten gezielt besonders schwierige Fälle ausgewählt, bei denen sie Unterstützung benötigten“, berichtet Karapanos, der sich in Andijon umfassend über die Unterschiede zu den Voraussetzungen in seiner Heimat informierte. „Das öffentliche Gesundheitssystem in Usbekistan konzentriert sich vor allem auf die Behandlung von Krebserkrankungen im Urogenitaltrakt“, erklärt der 39-Jährige Mediziner. „Die übrige Versorgung erfolgt weitgehend in privaten Kliniken.“ Doch auch dort arbeiten seine Kolleginnen und Kollegen oft unter herausfordernden Bedingungen – etwa durch begrenzte Ressourcen bei OP-Material und Instrumenten sowie eingeschränkte Hygienestandards.
Trotz der nicht idealen Voraussetzungen sei das Engagement der örtlichen Ärzteteams beeindruckend, erzählt Dr. Leonidas Karapanos. „Gerade die neue Generation Mediziner ist unglaublich motiviert.“ Viele seien an mehreren Tagen bis in die späten Abendstunden im Krankenhaus geblieben, um möglichst viel von seinen Erläuterungen mitzunehmen. „Diese Wissbegierde hat mir wirklich imponiert“, sagt Karapanos.
Medizinischer Experte auf vielen Ebenen
Der Kontakt nach Usbekistan kam über den dort tätigen Urologen Dr. Bobirjon Ergashev zustande, der während seiner vierjährigen Zeit als Gastarzt an der Uniklinik Köln von Karapanos in der Harnröhrenchirurgie ausgebildet wurde. Seitdem führt Ergashev selbst entsprechende Operationen durch – und verfolgt nun das Ziel, in seinem Heimatland auch die urologische Prothetik zu etablieren. Bei den Eingriffen in Andijon assistierte er seinem Kollegen aus Leverkusen.
Dr. Leonidas Karapanos, der erst im September auf dem 77. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie für eine wissenschaftliche Arbeit ausgezeichnet wurde, ist auch in Deutschland ein gefragter Experte. Neben seiner Tätigkeit am Klinikum Leverkusen dient er als sogenannter Proktor für die beiden führenden Hersteller von Penisimplantaten. In dieser Funktion, die er auch in Usbekistan ausübte, begleitet er Kliniken bei ihren ersten Eingriffen. Zudem unterrichtet er regelmäßig als Dozent für Notfallpflege an der Caritas-Akademie in Köln.
Für seinen Beitrag zur Förderung der Männergesundheit in der Region wurde Karapanos in Andijon vom Dekan der örtlichen Universität ausgezeichnet. Im kommenden Jahr ist bereits ein weiterer Lehraufenthalt in der usbekischen Großstadt geplant. Dann soll dort unter Mitwirkung des Chirurgen vom Klinikum Leverkusen erstmals ein künstlicher Schließmuskel implantiert werden.